Sonntag, 8. April 2012

Ostersamstag 2012, oder der gestrichene Tag im Kalender…



Nachts trommelt starker Regen auf’s Dach und  reisst mich aus den schlechten Träumen. Zur leichten Erkältung, die ich mir in den Bergen um Nong Khiew zuzog, kam ein hartnäckiger Husten hinzu. Hustend und mit Nackenschmerzen graut der Morgen heran. Er bringt mehr Wolken. Im Norden ist die deutlich kühlere Regensaison eingekehrt. Kurzentschlossen packe ich meine sieben Sachen und schleppe mich zum Busbahnhof, wo ein offener PickUp mich in vier Stunden nach Luang Prabang bringt. Die zugige Fahrt provoziert noch mehr Husten, raut meinen Hals  zusätzlich auf. Da nützen nicht mal die starken Vitaminkapseln, die mir Carmen zurückliess. Die Erwartung auf die Wärme im Süden stimmt mich aber zuversichtlich. In Luang Prabang finde ich schnell einen „Express-Buss“ nach Vang Vieng, das zwar touristischer ist, aber eine sehr schöne Landschaft bietet, und tropisches Klima.
Der Bus windet sich durch herrliche Hügellandschaft, rast mit fast unverminderter Geschwindigkeit durch Dörfer, deren Bewohner und freilaufenden Tiere mit Hupen aufgeschreckt werden, und schneidet die nächste Kurve an. Da passiert es: Durch ein Ausweichmanöver, wegen einem ebenfalls zu schnellen Lasters, kommt der Bus ins Schlingern, fährt in Graben und schrammt am Felsen entlang bis er zum Stehen kommt. Glücklicherweise wurde keiner verletzt. Nach kurzer Bestandsaufnahme nimmt der Busfahrer die Fahrt wieder auf.
Verspätet in Vang Vieng angekommen, gehe ich durch die neonbeleuchteten Strassen, lass mich von den Bässe wummernden Musik weitertragen und frag im ersten Hostel nach Unterkunft. Das Zimmer wäre ganz in Ordnung, nur der hohe Preis liess mich zögern. Mit Hoffnung auf einen günstigeren Übernachtungsplatz gehe ich dich steile Treppe runter, übersehe eine der unregelmässig angelegten Stufen und stürze. 20 Kilo Gepäck am Rücken unterstützen die Wucht auf den einknickenden Fuss. Sofort bildet sich eine Golfball grosse Schwellung am Knöchel, und es wächst. Ich nehme das Zimmer doch, leg den Rucksack ab und lege mir einen Beutel Eis auf das Sprunggelenk.
Der Hunger nach der langen Fahrt ist so stark wie die Schmerzen. Ich humpele zum Restaurant runter. Während ich lustlos das schalen Reisgericht mampfe, lese ich deprimierende E-Mails und beobachte die junge Leute um mich, die sich eine lächerliche Zeichentrickserie in Endlosschleife reinziehen. Ich frage mich: Was mache ich da?
Zurück im Zimmer auf der Suche nach etwas Ruhe und möglichst schmerzlosen Schlaf (mit Hilfe von Paracetamol, das einzige Schmerzmittel in meiner desperaten Erste-Hilfe-Set) dringen aufdringliche Stimmen einer Karaoke -Veranstaltung zu mir, die nach Mitternacht von krächzenden Lautsprechern einer buddhistischen Chanting-Gemeinschaft abgelöst wird.
Erstaunlich erfrischt wachte ich heute Morgen auf. Der Fuss schmerzt noch, doch nachdem ich einen stützenden Verband anlegte (hier vermisste ich die professionelle Hilfe und sanften Hände einer Physiotherapeutin) konnte ich ihn wenigstens wieder etwas belasten. Der Blick von der Terrasse offenbarte mir bei Tageslicht eine herrliche, von der Morgensonne beschienene Berglandschaft gleich vor Vang Vieng und mir fällt wieder ein: es ist Ostersonntag, ein Licht geht auf…
In diesem Sinne
Frohe Ostern!





 Der Bus im Strassengraben, zum Glück ohne verletzte






Treppensturz; der linke Knöchel wuchs in Sekunden zum doppelten Umfang (naja, fast ;-))





zum Rumliegen verurteilt








Die  Berge müssen noch warten, immerhin habe ich einen schönen Blick vom Hostel aus

FROHE OSTERN!

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